Opera meets new media

Foto: Bertelsmann / Hadi Karimi / Prestel Verlag


Bertelsmann zeigt eine einzigartige Puccini-Ausstellung


„Opera Meets New Media – Puccini, Ricordi und der Aufstieg der modernen Unterhaltungsindustrie“ Die Ausstellung ist vom 18. April bis 16. Mai zu sehen


Giacomo Puccinis hundertster Todestag (am 29. November 2024) wirft seine Schatten voraus. Auch und gerade in Berlin, wo der Medienkonzern Bertelsmann in seiner pompösen Repräsentanz (der rekonstruierten alten Kommandantur) am Beispiel Puccinis den Aufstieg der modernen Unterhaltungsindustrie in einer Medieninszenierung sichtbar macht, die dem Besucher neben klassischen Exponaten mehrere audiovisuellen Installationen zur Verfügung stellt.


In der sehenswerten Ausstellung wird mit ausgewählten, zum Teil erstmals zu sehenden Exponaten aus den Beständen des Archivio Storico Ricordi das Zusammenspiel von Oper und Medien beleuchtet, um die Modernität von Puccinis Werk und Wirken (seine Werke gehören seit mehr als 100 Jahren zu den weltweit meistaufgeführten Opern) darzustellen.


 „‘Opera Meets New Media‘ wirft ein neues Licht auf die ‚Ära Puccini‘. An der Industrialisierung und Internationalisierung des Musiktheaters im frühen 20. Jahrhundert waren die Ricordi-Verleger maßgeblich beteiligt. Mit diesem thematischen Zugang kann und will die Ausstellung einen Beitrag leisten zu den aktuellen Debatten um neue Medien und ihren disruptiven Einfluss auf Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft." (Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann)


Das Archivio Storico Ricordi (das seit 1994 Bertelsmann gehört), ist eine der bedeutendsten Musiksammlungen der Welt und bewahrt unter anderem die Manuskripte sämtlicher Puccini-Opern auf (mit Ausnahme von „La Rondine“). Darüber hinaus beherbergt es eine umfangreiche ikonographische Sammlung mit Dokumenten zu Uraufführungen und Premieren.


Gezeigt werden in einer Lese-Schau auf Tafeln, in Vitrinen und Bildschirmen Dokumente, Bühnenbild- und Kostümentwürfe, Plakate, Libretti, Partituren und Geschäftskorrespondenz, aber auch früheste Puccini-Opernfilme (auch Stummfilme), Schellackplatten, erste Radios und Grammophone, Partituren und Filmausschnitte, in denen Puccini höchstselbst zu sehen ist, in seinem Anwesen in Torre del Lago, bei der Entenjagd, im Automobil, in New York oder in der Casa Ricordi (dem Stammsitz seiner Verleger). Aber auch Briefe, Geschäftsunterlagen, Kompositionsregister, Zeitschriften und viele weitere Zeitzeugnisse sind zu sehen, Puccinis bedeutendste Dirigenten (darunter Toscanini) und Sänger (Claudia Muzio, Enrico Caruso, Benjamino Gigli, Pasquale Amato u.a), last but not least Puccinis Skizzen zum geplanten, aber wegen seines Ablebens nicht von ihm, sondern von Franco Alfano ausgeführten „Turandot“-Finale. Auch der Rechtsstreit zwischen Puccini und Ricordi wegen der populären Vermarktung einiger Nummern aus „Madama Butterfly“ 1923 kommt zur Sprache.


Puccini war ein Pionier der multimedialen Selbstdarstellung seiner Person und seiner Werke. Die Ausstellung demonstriert dies eindrucksvoll. Er wurde zu einer der ertragreichsten „Marken“ des wohl bedeutendsten italienischen Musikverlags, die international vertrieben wurde. Die „Markenbildung“ rund um den erfolgreichsten Komponisten des Verlags Ricordi, die Entwicklung neuer, moderner und effizienter Marketingstrategien zur Vermarktung des Opernrepertoires sowie dessen global expandierendes Geschäft ist das zentrale Thema der Ausstellung. Exponate und Installationen dokumentieren die Herausforderungen der damals neuen Medien für das bestehende Urheberrecht und die Rechteverwertung.


Die von dem internationalen Kurator:innenteam Gabriele Dotto (Hauptkurator), Christy

Thomas Adams und Ellen Lockhart zusammengestellte Ausstellung „Opera Meets New

Media“ erzählt die außergewöhnliche Symbiose aus wirtschaftlichem Handeln und

künstlerischem Schaffen, die Puccini und seinen Verleger, die Casa Ricordi, bereits im

vorigen Jahrhundert auszeichnete. Sowohl ( Giovanni, sein Sohn Tito, als auch dessen Sohn Giulio Ricordi verlegten Puccini)


Der rasante Aufstieg von Tonträgern und Film zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Konkurrenten für Operntheater und das expandierende Geschäft der Musikverlage steht im Fokus der Ausstellung, die deutlich macht, wie Medienumbrüche die Kunst und Kulturwelt beflügeln und verändern, aber auch nationale Inhalte zu internationalem Erfolg führen können


Eigens für die Ausstellung hat der Designer und Art Director Sascha Geddert

der sich bereits durch seine Arbeit an Filmen wie „The Batman“ und Serien wie „Babylon

Berlin“ einen Namen gemacht hat, historische Bühnenentwürfe zum Leben. Mithilfe

modernster Technologie erstellte er für die Ausstellung exklusive, KI-generierte Werke.

Grundlage sind historische Bühnenbildentwürfe der fünf Szenen von Turandot aus dem

Archivio Storico Ricordi, die  digitalisiert wurden.


Zwei fortschrittliche KI-Technologien analysierten die Bühnenbilder anschließend und generierten Vorschläge, wie sie mit realistischen Details, Texturen und Farben, die den ursprünglichen Intentionen des Künstlers entsprechen, angereichert werden können. Subtile Bewegungen verleihen den Szenen eine lebendige Atmosphäre und lassen die fünf Kunstwerke in einem neuen Licht erscheinen.


Dazu sagt Karin Schlautmann, als Leiterin der Bertelsmann Unternehmenskommunikation

verantwortlich für das Archivio Storico Ricordi: „Durch die innovative Präsentation auf

neuestem technologischen Standard wird die künstlerische Vision Puccinis erstmals in einer

Weise präsentiert, die weit über die statischen Grenzen der Papierzeichnung hinausgeht und

die die Modernität seines Wirkens und seines Werkes widerspiegelt. Dieser Transfer in die

Gegenwart ist Ziel unserer Ausstellung.


Nicht zuletzt zeigt ein digitales 3D-Modell des iranischen Digitalkünstlers Hadi Karimi Puccini im Alter von 42 Jahren als verblüffend lebensechte Figur. Es ist das Titelbild der Ausstellung wie des beim Prestel Verlag erschienenen, lesenswerten Katalogs.


Beitrag auch in: "Oper & Tanz"


Alle Photos: Dieter David Scholz